Willkommen, mein schöner Wohlfühlkörper

von | Okt 24, 2019 | Allgemein, Blog | 2 Kommentare

Dieser Artikel ist Teil der Blogparade von Lemondays, dem Online Magazin für die Wechseljahre, die Gela Löhr ins Leben gerufen hat. Das Thema: Bye bye Traumfigur. Wie geht das mit dem Wohlfühlgewicht ab 40 oder 50? Eine gute Möglichkeit, mal wieder darüber nachzudenken: Wie ist das bei mir mit meinem Wohlfühlkörper.

Mit dem Wohlfühlgewicht ist das spätestens ab den Wechseljahren so eine Sache. Die Veränderung, die unser Körper in dieser Zeit durchmacht, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine schwere Last. Es gibt viele Ursachen dafür, die uns zum Beispiel Heike Franz in ihrem Artikel für die Blogparade hilfreich aufschlüsselt.

Ich liebe es, wenn ich Hintergründe begreife und mir die Fakten über einen bestimmten Sachverhalt endlich ganz klar werden. Aber soll ich dann daraus unbequeme Konsequnezen für mein eigenes Verhaltenziehen ? Na, das steht doch auf einem ganz anderen Blatt Papier…

Trotz aller verständlichen Erklärungen fühle ich mich oft einfach nur als Opfer. Aber von wem oder was?

Ja, der Frust ist nachvollziehbar – aber stört sich mein Körper daran, gibt er sich mal wieder etwas mehr Mühe? Nein. Der leidet bei den ganzen Wechseljahrssymptomen einfach nur ganz laut mit und macht was er will. Diskutieren nützt da gar nichts. Meistens zumindest.

Unzufrieden mit dem Körper – was tun?

Manche Frauen mühen sich redlich ab, den Pölsterchen auf die ein und die andere Art zu Leibe zu rücken und haben auch einen gewissen Erfolg damit. Beneidenswert – ich gebe es zu! Das kostet aber auch einiges an Zeit und verlangt eine ziemliche Disziplin. Mir fällt das schwer. Meinem Körper habe ich nämlich mit viel Mühe endlich recht erfolgreich beigebracht, mal seine Ruhe einzufordern, auf Entspannung zu pochen und der Kopf macht da mittlerweile auch ganz gut mit. Hm – ein Dilemma. Alte Glaubenssätze raus, neue rein – und jetzt schon wieder umswitchen?

Und dann ist da ja noch der Blick in den Spiegel. Meine Augen haben von Glaubenssätzen noch nichts gehört. Die wissen einfach was sie sehen, und das kommunizieren sie mit mir gnadenlos: Das Bäuchlein, das diese Verniedlichung gerade am Abend überhaupt nicht verdient, diese seltsamen neuen Körperteile am Rücken oder unter den Achseln. Vom Doppelkinn ganz zu schweigen.

Meine Strategieversuche zum Wohlfühlkörper

Essen nach Plan

Klar habe ich es auch probiert. Mal weniger ernsthaft und mal eine Weile tatsächlich mit tapferer Disziplin. Diät habe ich es nicht genannt. Das hat meine Figur und mein Stolz nicht zugelassen. Ich nannte es Ernährungsumstellung. Damit war ich dann auch erfolgreich. Aber gehalten hatte ich meinen wiedergewonnen Shape auf Dauer natürlich nicht. Zu viele Aufgaben, Ablenkungen und Versuchungen haben wieder auf mich gewartet. Da blieb keine Energie mehr, mich aufs disziplinierte Ernähren zu konzentrieren. Sehr gute Gedanken dazu kannst Du Dir von Anja Rödel anhören.

Bewegung – eine Zumutung

Früher war ich eine „Bohnenstange“, ein „Kleiderständer“ – keine schönen Bemerkungen, aber früher war man eben „nicht so zimperlich“. Hätte ich wirklich verstanden, welcher Vorteil das in späteren Jahren für mich bedeuten würde, hätte ich diese Titel vielleicht leichter verkraftet. Heute profitiere ich tatsächlich etwas davon. Denn ich weiß, dass mein Jammern für andere auf einem hohen Niveau ist. Nichtsdestotrotz fühle ich auch dieses „Zuviel“ und zwar an allen Stellen wo es nun mal sitzt, wann immer ich meinem Körper ein klein wenig mehr Bewegung zumute. Da spüre ich sie am meisten – diese neuen Körperteile. Denen habe ich bis jetzt besonders wenig Sport zugemutet. Wie gesagt, ich lerne ja zu entspannen.
Außerdem hat mein Körper von jeher eine eingebaute Sollbruchstelle. Sobald es ihm etwas zu anstrengend wird, verweigert er mir die Freundschaft. Keine Ausschüttung von Hormonen, keine Genugtuung eines erreichten Ziels. Ade Marathon-Traum.

Versuchte Blindheit

Irgendwann versuchte ich es mit der Strategie „wenn frau ein gewisses Alter erreicht hat, dann dürfen die Pölsterchen oder noch ein wenig mehr doch sein“. Dadurch, dass ich aber nun einmal gertenschlank in jungen Jahren war, ist das so eine Sache für mich. An mir empfand ich die zusätzlichen Kilos gleich riesig. Da half auch kein zurückhaltender Blick in den Spiegel nach dem Motto “Ok, passt schon und tschüss“. Meine grundsätzlich positive Haltung als Styling-Expertin (ich liebe weibliche Proportionen und Rundungen!) zu diesem Thema half mir in meiner persönlichen Situation überhaupt nicht weiter.

Aussitzen?

Das war meine nächste Überlegung. „Mal sehen was passiert. Wird es immer schlimmer? … So ist das nun mal im Alter – den Wechseljahren sei Dank“. Ich merkte schon, dass ich diese Einstellung nicht lange aushalten würde. Eine gewisse Hilflosigkeit machte sich breit und damit begann eine ehrlichere innere Auseinandersetzung zu diesem Thema: Was ist es, bei all den physischen Herausforderungen, die die Wechseljahren zwangsläufig mit sich bringen denn, was meine Pölsterchen so an mich bindet?

Mir wurde bewusst, dass ich es immer noch nicht genügend gelernt hatte, mich wertzuschätzen. Davon war ich bis dahin immer ausgegangen. Schließlich gingen sowohl meine Ausbildung zur Imageberaterin, als auch die zum systemischen Coach mit einem persönlichen und innerem „Make-over“ einher.

Als ich dem mehr nachging – und das dauerte eine ganze lange Weile, bemerkte ich eine vorsichtige Veränderung. Mein Körper fing an, deutlicher mit mir zu kommunizieren. Nein, eigentlich war es genau anders herum. Früher hatte er immer sehr laut mit mir gesprochen und ich war noch nicht mal dann fähig, ihn zu verstehen.

Mein-Wohlfühlkörper

Mein Körper und ich

Ich habe begriffen und angefangen, meinem Körper mit einem hohen Maß an Wertschätzung zu begegnen. Sehr respektvoll nicht nur zu hören, was er mir sagt, sondern schon vorher nachzufragen, wie es ihm geht, was er benötigt oder wovon er jetzt auch gerade genug hat. Das ist eine spannende Erfahrung. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mir selbst damit mit einer größeren Achtung begegne. Und das tut unglaublich gut. Auch wenn das manchmal für mich Einschränkung oder Verzicht heißt – bei leckerem Essen, einem richtig guten Wein, Unternehmungen…

Was es mir bringt? Einen Körper, den ich immer mehr liebe und dem ich von Herzen das Beste antun möchte.

Und den ich zeigen möchte. In seiner ganzen Schönheit, so wie ich ihn, wie ich MICH empfinde. Da haben weder Modediktat noch sonstige Regeln Priorität, sondern mein Körpergefühl und mein Selbstverständnis.

Dazu gehört für mich eben auch ein stimmiges Äußeres, ein Outfit, mit dem ich mich hundertprozentig wohlfühle. Weil es stimmig für mich is, meine Person als Ganzes im besten Licht erstrahlen zu lassen. Denn auch das gehört zu mir. Ich mag es, wirklich gut rüber zu kommen, Komplimente zu erhalten, denn die habe ich in meiner Jugend vermisst. Und darauf möchte ich nicht mehr verzichten – gerade jetzt, wo ich mich und dieses uneingeschränkte Ja zu mir und meinem Körper gefunden habe.

Meine Regeln

Klar werfe ich dabei nicht alle Styling Regeln über Bord. Im Gegenteil, ich nehme mir die Freiheit alle zu nutzen, die FÜR MICH passend sind. Denn

„Nicht die Konfektionsgröße, sondern Dein Körper ist das Maß aller Dinge.“  Bettina Hertzler

  • Ich betone die Körperpartien, die ich ganz besonders an mir liebe, mit „meinen“ Farben und Mustern.
  • wähle Materialien und Schnitte, in denen sich mein Körper wohl fühlt, sich gerne bewegen mag und ich immer noch einen guten Auftritt habe.
  • kaschiere nichts mehr wie wild, sondern kleide meine zusätzlichen Rundungen liebevoll sein, auch wenn diese Stellen dann etwas dunkler oder matter verpackt werden, aber ich bewege mich selbstbewusst mit ihnen.
  • kleide mich in körpernaher Kleidung, die nicht zu eng und auf gar keinen Fall zu weit sitzt, um mich nicht kräftiger erscheinen zu lassen, als ich wirklich bin.
  • schenke meinem Gesicht mit einem dezenten Make-Up noch ein wenig mehr Ausdruckskraft.
  • habe meinen Style gefunden und trage ihn auch dann, wenn die Mode anderes erzählt. Dabei sind passende Ergänzungen aus dem aktuellen Trend natürlich immer willkommen.

Zeit zum Wechsel

Die Wechseljahre sind eine Herausforderung, aber auch eine geniale Zeit, weil sie uns die Möglichkeit zum WECHSEL schenken.
Überdenke doch mal, mit welcher Haltung Du zu Dir und Deinem Körper bisher durchs Leben gegangen bist. Ich habe festgestellt, dass vieles schlichtweg überholungsbedürftig war. Von Grund auf habe ich meine Werte und Haltungen überprüft und sehr genau hingeschaut, was sie mit mir, meinem Blick auf mich selbst – meiner Persönlichkeit und meiner äußeren Erscheinung – und auch auf mein Umfeld machen.

Der Perspektivenwechsel, der sich daraus ergeben hat, hat schließlich die Veränderung in mir in Gang gesetzt, die ich mir schon so lange wünschte. Und ich selbst bin endlich in meinem Wohlfühlkörper angekommen.

Wenn Du mehr zu diesem Thema lesen willst, geht es hier für Dich weiter.

Übrigens: Ganz unterkriegen lasse ich mich nicht. Der Artikel von Gela Löhr hat mich angespornt, mit meinem Körper doch mal wieder ein bisschen mehr zu verhandeln – was den Sport angeht. Wenn Du Dich also auch motivieren lassen möchtest, dann lies doch mal rein.

Einen sehr ehrlichen Artikel hat Elke Storath geschrieben. Alle weiteren spannenden und wertvollen Artikel zu dieser Blogparade findest Du hier.

 

Bildnachweis (von oben nach unten)

Pezibear from Pixabay, Karolina Grabowska from Pixabay

 

2 Kommentare

  1. Liebe Bettina, immer wenn ich dich sehe, lese oder mit dir rede spüre ich pure und neue Harmonie. UND genau diese neue Harmonie finde ich in deinem wunderschönen Beitrag auch wieder. Deinen Satz „sondern schon vorher nachzufragen, wie es ihm geht, was er benötigt oder wovon er jetzt auch gerade genug hat. Das ist eine spannende Erfahrung.“ ist ein soooo wichtiger Ansatz. Wenn ich jetzt auch noch viele Komplimente machen könnte, so möchte ich eines davon hier erwähnen. Ich habe selten eine so schöne und gleichzeitig so authentische Frau wie dich getroffen. Punkt 😍 und🙏Danke ♥

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    • Herzlichen Dank, liebe Silke! Dein Kommentar berührt mich tief 💜

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